In meinem laufenden Buchprojekt befasse ich mich als ausgebildete Landschaftsplanerin und als Kriegsenkelin damit,
welche Bedeutung Land Art im Kontext traumatischer Orte hat.
Mit Mitte dreißig hatte ich erfahren, dass ich nahe einer ehemaligen NS-Hinrichtungsstätte aufgewachsen und mein Großvater Zeuge dieser Hinrichtungen geworden war. Indem ich nun von den traumatischen Kriegserlebnissen meines Großvater wusste, erhielt ich Erklärungen für Symptome, die sich in mir auf verschiedenste Weise bemerkbar gemacht hatten.
Dies ist bezeichnend für "Kriegsenkel".
Kriegsenkel sind jene Generation, an die die traumatischen Erfahrungen der Kriegsgeneration unbewusst weitervererbt wurden.
Bei mir zeigte sich dies unter anderem darin, dass ich in Bildern, die ich gemalt hatte, weinende Figuren oder Menschen mit "ausrinnendem Kopf" abbildete. Oder, wenn ich mit Psychologen und
Körpertherapeuten zu meinen gescheiterten Beziehungen arbeitete,
immer wieder auf den Krieg stieß. Oft kam in mir sehr tiefe Trauer zum Vorschein, die nicht meine war.
Man sagte zu mir: "Es wirkt, als wäre das von einer anderen Generation."
Als ich mich 2018 entschied mich mit den Kriegsereignissen in meiner Heimatgemeinde über die Landschaft bewusst auseinanderzusetzen,
unterhielt ich mich mit einem ehemaligen Professor darüber welchen Zugang ich dafür wählen sollte.
Während meines Studiums hatte ich verschiedene Zugänge gelernt, sich mit einem Raum oder einer Landschaft auseinanderzusetzen.
Mein ehemaliger Professor sagte damals zu mir: "Nachdem du es bist, mache es über die Landschaftskunst."
Landschaftskunst und die Raumwahrnehmung wie er sie unterrichtet hat, basiert auf dem Archetypen-Modell nach Carl Gustav Jung.
Jung geht davon aus, dass Archetypen in Form von Symbolen, Ritualen, Mythologien wirksam werden.
In der Psychologie wurde die Beobachtung gemacht, dass Archetypen Heilungsprozesse unterstützen.
In meinem Buch beschreibe ich einen sehr langwierigen Prozess der Trauma-Aufarbeitung,
der Selbstreflexion sowie den Versuch meine Wurzeln zu heilen. Und in diesem Zusammenhang die Wirksamkeit von Landschaftskunst.